Für die FIS Nordischen Ski Weltmeisterschaften 2021 in Oberstdorf wurden die Sportstadien an der Schattenbergschanze und im Langlaufstadion Ried umfangreich saniert und teilweise umgebaut, um auch für die kommenden Jahre bestmögliche Trainingsbedingungen zu haben. Dabei wird an der Schattenbergschanze auch unser Multikamerasystem fürs Skispringen festinstalliert, um technologisch auf dem neuesten Stand zu sein.
Seit der Einweihung mit dem Vierschanzentournee-Springen 2003 besteht die “Audi Arena Oberstdorf” aus den Schattenbergschanzen HS137, HS106, HS60, HS42, HS25, HS22 . Die beiden größten Schanzen werden nun mit unserem Videoanalysesystem utilius kiwano ausgestattet. Auch die kleinere Schanze HS60 erhält eine PTZ Kamera für die Verfolgung der Sportler von hinten.
Ausgangslage & Ziel
Das Ziel war es, ein festinstalliertes und wetterbeständiges System aufzubauen, das jederzeit einsatzbereit ist. Damit sollen die Skispringer aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen werden können.
Die Kameras sollten den Sportler stets groß im Bild haben, synchron aufnehmen und automatisch den Sportler im Video erkennen. Zusätzlich wurden die folgenden Anforderungen gestellt:
- Witterungsbeständige Kameras und FullHD-Aufnahmen mit 50fps.
- Automatische und markerlose Verfolgung der Sportler.
- Benutzerfreundliche Software, mit der jeder arbeiten kann.
Umsetzung
Zunächst wurde die gesamte Hardware im ccc-Büro einmal aufgebaut und getestet, um sicher zu gehen, dass alles funktioniert.
Das Multikamerasystem besteht pro Schanze aus
- je 8 seitlichen Kameras,
- einem Lichtschrankensystem,
- einer „Beobachterkamera“, mit dem der Trainer vor dem Sprung den Sportler der Aufnahme zuordnen kann,
- einer „Hinterkamera“, die Anfahrt und Absprung von hinten filmt und dem Sportler dabei automatisch folgt,
- einem Server und 2 Switches.
Zusätzlich erhält eine kleinere Jugendschanze noch eine einzelne Hinterkamera.
Die seitlichen Kameras lösen dank Lichtschranken automatisch aus, in der Software utilius kiwano erfolgt dann ein automatischer Zusammenschnitt, sodass der Springer immer im Bild ist. Die Gesichtskamera filmt den Sportler vor dem Sprung von vorne, um eine genaue Zuordnung der Videos zu garantieren. Und schließlich nimmt die Hinterkamera den Sprung von hinten auf und verfolgt den Sportler dabei automatisch.
Für den Aufbau des Systems wurden dann mehrere, mehrtägige Einbautermine geplant. Die Anbringung und Installation der einzelnen Bestandteile erfolgten nach und nach. So wurden beispielsweise zunächst alle seitlichen Kameras angebracht, für die die entsprechenden Masten verfügbar waren und die in einer erreichbaren Höhe angebracht werden sollten.
Herausforderungen
Die seitlichen Kameras sind an Masten neben der Schanze angebracht. Einige Masten sind jedoch schwerer zu erreichen oder die Kameras müssen sehr hoch angebracht werden. Deshalb musste entsprechendes technisches Equipment her – ein Manitou samt erfahrenem Fahrer halfen beim Anbringen der Kameras.
Aber das war nicht die einzige Herausforderung. Als der Server eingebaut werden sollte, mussten wir zudem feststellen, dass der vorhandene Serverschrank zu klein war. Ein Teil der Technik mussten wir nach dem erstem Vor-Ort-Termin also wieder mit nach Leipzig nehmen, bis der Serverschrank ausgetauscht wurde und der Server dort sicher eingebaut werden konnte.
Ergebnisse
Die Hardware inklusive Kameras und Lichtschranken wurden bereits erfolgreich installiert. Aktuell stehen noch letzte Elektroarbeiten, die Installation von Anzeigegeräten (zwei Touch-Monitoren und zwei Outdoor-Laptops) und ein Anwendungstest des gesamten Systems aus.
Dafür soll es Mitte August 2020 einen weiteren Vor-Ort-Termin geben, bei dem zwei noch fehlende Hinterkameras angebracht werden. Dabei werden auch große Bildschirme im Aufwärmraum der Athleten installiert. Bis dahin sollen dafür vom Elektrodienstleister vor Ort noch einige Optimierungen der Kabelwege vorgenommen werden.
Gemeinsam mit den Skispringern wollen wir bei diesem Termin auch Systemtests durchführen, insbesondere um den automatischen Zusammenschnitt von der Seite zu testen.
Mit der generalsanierten Skisprunganlage inklusive Videosystem wird Oberstdorf nicht nur bereit für die Nordische Ski WM 2021 sein, sondern ist auch für die kommenden Jahre als Trainingsstützpunkt für den Nachwuchs bis hin zu Weltmeistern und Olympiasiegern bestens ausgestattet.
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